Flugplatz Wyk vor dem Umbruch: Bleibt er – oder verschwindet er?
Veröffentlicht von Pit am 9. Dezember 2025
Flugbetrieb unter Druck: Entscheidung mit enormer Tragweite – Besiegelt die Wyker Stadtvertretung am Donnerstag das mögliche Aus nach 99 Jahren Flugplatzgeschichte auf Föhr?
Der Flugplatz Wyk auf Föhr steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Die Betreiber – die Stadt Wyk (50,4 %) und die Wyker Dampfschiffs-Reederei (49,6 %) – prüfen derzeit eine Umnutzung großer Teile des Geländes. Gewünscht wird, das still und leise ein Wohnmobilstellplatz auf dem Gelände vom Flughafen Föhr für bis zu 100 Fahrzeuge entstehen soll. Wir berichteten im September 2024 zum Thema. Hintergrund sind wirtschaftliche Schwierigkeiten sowie die attraktive Lage des Areals in unmittelbarer Strandnähe.

Der Flugplatz Wyk auf Föhr wurde 1926 gegründet und ist damit einer der ältesten Plätze Schleswig-Holsteins. Der Verkehrslandeplatz verfügt über zwei gekreuzte Lande- und Startbahnen. Der Platz wird auch für Rettungsflüge von und zum Krankenhaus Wyk genutzt und ist für die Versorgung bei Großschadenslagen vorgesehen.

Im Interview – Eine Bürgerin über fehlende Informationen zur Zukunft des Flugplatzes Wyk
Am Donnerstag steht in der Stadtvertretung ein Beschluss zur Abstimmung, der große Auswirkungen auf Föhr haben könnte: die Schließung der Start- und Landebahn 09/27 und die Herabstufung des Flugplatzes zum Sonderlandeplatz. Während auf politischer Ebene bereits intensiv diskutiert wird, haben viele Bürgerinnen und Bürger davon bisher kaum etwas mitbekommen.
Eine Einwohnerin aus Wyk hat sich deshalb anonym bei uns gemeldet. Nicht, um Position für oder gegen den Flugplatz zu beziehen, sondern um über die Transparenz und Informationslage zu sprechen. Für das Interview haben wir den Namen geändert.
Inselradio-Reporter Stefan hat mit „Birgit aus Wyk“ gesprochen.
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Zwischen Inselalltag und großen Plänen: Die Zukunft des Flugplatzes Wyk.
Ein einstimmiger Empfehlungsbeschluss des Arbeitskreises Flugplatz sieht vor:
- Schließung der Hauptlandebahn 09/27 (wichtigste Bahn aufgrund der Windrichtung)
- Herabstufung des Verkehrslandeplatzes zum Sonderlandeplatz ab 2026, nur noch Betrieb nach vorheriger Anmeldung (PPR) – auch für lokale Piloten
- Nutzung der freigewordenen Fläche für bis zu 100 Wohnmobilstellplätze, Tiny Houses und eine Solaranlage
- Abriss zentraler Gebäude wie Tower und Hangars; neue Hallen sollen nur auf eigene Kosten der Interessenten entstehen

Die Betreiber erwarten von den neuen Nutzungen deutlich höhere Einnahmen – bis zu 25.000 zusätzliche Übernachtungen pro Jahr. Parallel würde auch die Fährgesellschaft vom erhöhten Wohnmobilverkehr profitieren. Der neue Wohnmobilplatz soll, so der Plan, ab 2027 eröffnet werden.

Kritik und offene Fragen
Piloten, Vereine und Teile der Bevölkerung sehen die Pläne kritisch:
- Ohne die Ost-West-Bahn 09/27 sei der Betrieb aufgrund der dominierenden Windrichtung fliegerisch riskant.
- Mehr Wohnmobile und Fahrzeuge würden die Insel zusätzlich belasten und bestehende Fährkapazitäten weiter einschränken.
- Die Umgestaltung wirke wenig nachhaltig und begünstige hauptsächlich die Reederei.
- Infrastrukturprobleme wie fehlende Tankstelle oder marode Hangars seien hausgemacht, da Angebote zur Mithilfe durch den Luftsportclub wiederholt abgelehnt wurden.
Aus Pilotensicht gefährdet ein reiner PPR-Betrieb die Zukunft des Platzes massiv: Spontanflugverkehr würde wegfallen, Gastpiloten blieben fern – weitere Rückgänge bei den Landungen wären absehbar.
Interessenkonflikte
Zusätzliche Brisanz erhält die Diskussion durch die Personalunion von Geschäftsführer Christian Stemmer:
Er leitet sowohl die Flugplatzbetriebsgesellschaft als auch das Amt Föhr-Amrum – und damit eine Verwaltung, die selbst seit Jahren Flächen des Flugplatzes für andere Nutzungen ins Auge fasst.
Der Flugplatz Wyk steht an einem Wendepunkt. Während die Betreiber wirtschaftliche Chancen in einer touristischen Umnutzung sehen, befürchten Piloten und Anwohner erhebliche Nachteile für Sicherheit, Inselverkehr und den langfristigen Erhalt des Flugbetriebs. Die kommenden Entscheidungen der Stadtvertretung werden maßgeblich bestimmen, welchen Stellenwert der Flugplatz künftig für Föhr haben wird.
Hinweis zur Stadtvertretersitzung
Am 11. Dezember 2025 findet ab 19 Uhr im Sitzungssaal der Amtsverwaltung die nächste Sitzung der Stadtvertretung statt. Besonders relevant für alle, die sich ein eigenes Bild von den Plänen rund um den Flugplatz machen möchten, ist der Tagesordnungspunkt Ö9 – die Einwohnerfragestunde. Hier haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, direkt nachzufragen, Sachverhalte zu klären und ihre Sichtweisen einzubringen. Wer sich aktiv informieren oder an der Diskussion beteiligen möchte, sollte diese Gelegenheit unbedingt nutzen.
Was bisher beschlossen wurde – und was der Arbeitskreis Flugplatz empfiehlt
Eine kompakte und verständliche Darstellung für alle Interessierten.
1. Grundsatzbeschluss der Stadtvertretung vom 19.09.2024
✔ Erhalt des Flugplatzes langfristig sichern
Die Stadt begrüßt ausdrücklich die Entwicklung eines Zukunftsprogramms. Der Flugplatz soll dauerhaft erhalten bleiben.
✔ 24-Stunden-Anflugbarkeit für den Hubschrauberlandeplatz
Für medizinische Notfälle soll der Hubschrauberlandeplatz rund um die Uhr anfliegbar sein – ohne Feuerwehr-Einsatz.
✔ Vor jeder Umstrukturierung: Auswirkungen prüfen
Bevor Ideen wie
- ein Wohnmobil- und Campingplatz,
- Flächen für Tiny Houses oder
- Photovoltaik-Anlagen
weiterverfolgt werden, sollte zunächst geprüft werden, welche Folgen die Aufgabe der Start- und Landebahn 09/27 für den Flugbetrieb hätte.
✔ Arbeitskreis Flugplatz eingesetzt
Der Arbeitskreis erhielt den klaren Auftrag, eine abgestimmte Beschlussempfehlung für die Stadtvertretung zu entwickeln.
2. Was der Arbeitskreis Flugplatz geprüft hat
Der Arbeitskreis hat wirtschaftliche, betriebliche und infrastrukturelle Aspekte bewertet, darunter:
- Zustand und Zukunftsfähigkeit der gesamten Anlage
- mögliche alternative Nutzungsformen des Geländes
- Auswirkungen der Schließung der Hauptpiste 09/27
- technische und flugbetriebliche Rahmenbedingungen
- rechtliche und finanzielle Konsequenzen
Einschätzung zur Aufgabe der Start- und Landebahn 09/27
Der Punkt „Auswirkungen der Aufgabe der Start- und Landebahn 09/27“ kann nach Einschätzung des Arbeitskreises nicht vollständig seriös beantwortet werden. Ein Teil der heutigen Flugbewegungen würde sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die zweite Bahn 02/20 verlagern.
Gleichzeitig ist klar:
Bei bestimmten Windverhältnissen könnten Tragflächenflugzeuge den Flugplatz nicht mehr sicher anfliegen, da die wichtige Ost-West-Ausrichtung fehlte.
Der Landesbeauftragte für Flugsicherheit weist jedoch darauf hin:
Viele Flugplätze in Deutschland verfügen ebenfalls nur über eine einzige Start- und Landebahn. Bei ungünstigen Windverhältnissen kann dort schlicht nicht geflogen werden – ohne dass der Flugbetrieb grundsätzlich in Frage steht.
Die Einschränkungen wären also spürbar, aber nicht untypisch.
Warum die Landebahn 09/27 geschlossen werden soll
Die Start- und Landebahn 09/27 soll spätestens zum 1. November 2025 endgültig stillgelegt werden. Begründet wird dies mit der angespannten finanziellen Lage des Flugplatzes und mit Sicherheitsrisiken, da die Bahn wegen der Bebauung am Südstrand und am Golfplatz heute nicht mehr genehmigungsfähig wäre. Ein Beinaheunfall im Jahr 2023 sowie am 28.März 2016, 30.Juli 2017 unterstreichen diese Einschätzung.
In der Gesellschafterversammlung kamen Bürgermeister Uli Hess, W.D.R.-Chef Axel Meynköhn und Geschäftsführer Christian Stemmer überein, dass angesichts sinkender Flugbewegungen, fehlenden Personals und wachsender Verluste strukturelle Entscheidungen unvermeidbar sind.
Auf die Nutzung des Flugplatzes für Rettungshubschrauberflüge hätte die Entscheidung keine unmittelbaren Auswirkungen, weil schon bisher und auch zukünftig beim Einsatz des Rettungshubschraubers eine 24 Stunden / 365 Tage Vor-Ort-Präsenz durch qualifiziertes Personal notwendig ist.
Mögliche Folgen für Personalkosten und Betrieb
Durch die Herabstufung zum Sonderlandeplatz könnte der Personalkostenzuschuss des Landes für den derzeitigen Flugbetriebsleiter entfallen, da der Platz dann nicht mehr als öffentliche Luftverkehrsinfrastruktur gilt. Das würde das Defizit des Flugplatzes spürbar erhöhen. Zwar könnte versucht werden, den Zuschuss bis zum Renteneintritt des aktuellen Betriebsleiters zu sichern, garantiert ist das jedoch nicht.
Auch als Sonderlandeplatz wäre weiterhin qualifiziertes Personal nötig. Bei Krankheit oder Ausfall des Betriebsleiters müsste daher zwingend eine fachkundige Vertretung organisiert werden.
Der Beschluss zur Schließung wurde einstimmig gefasst, steht jedoch noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Wyker Stadtvertretung.
Einbindung der fliegerischen Expertise – und ein verspätetes Treffen
Schon lange bemängeln die Piloten, dass ihre fachliche Expertise im Arbeitskreis Flugplatz keine Rolle spielt. Obwohl das Gremium den Auftrag hatte, ein umfassendes Zukunftsbild zu entwickeln, wurde kein Vertreter des Luftsportclubs zu den Sitzungen eingeladen. Laut Verein kam es mehrfach vor, dass Pilotinnen und Piloten zunächst eingeladen, dann wieder ausgeladen oder Sitzungstermine so kurzfristig verlegt wurden, dass eine Teilnahme faktisch unmöglich war. Für viele Betroffene entsteht dadurch der Eindruck, dass die Perspektive der aktiven Flieger bewusst außen vor bleiben sollte.
Am 27. November 2025 kam es dann – unter dem Eindruck steigender Emotionen und des Protests gegen das kurze Ultimatum aus dem Schreiben von Christian Stemmer – endlich zu einem Treffen zwischen Verein und Betriebsgesellschaft. Einige Piloten sprechen allerdings von einem reinen „Alibi-Termin“, da das Gespräch erst zustande kam, unmittelbar bevor möglicherweise weitreichende Entscheidungen im Stadtrat anstehen und nur auf massives Drängen der fliegerischen Nutzer.
Dr. Andreas Müller – offizieller Sprecher des LSC und der „Bürgerinitiative zur Entwicklung des Flugplatzes Wyk“ – hat gegenüber dem aerokurier eine Chronologie der Vorgänge erstellt, die dokumentiert, wie schwierig es war, überhaupt gehört zu werden.
3. Beschlussempfehlung des Arbeitskreises vom 10.11.2025
In seiner Sitzung am 10. November 2025 hat der Arbeitskreis einstimmig folgende Empfehlung für die Stadtvertretung beschlossen:
1. Abstufung des Flugplatzes
Der Flugplatz Wyk soll vom öffentlichen Verkehrslandeplatz
→ zum Sonderbedarfslandeplatz
abgestuft werden – zum frühestmöglichen Zeitpunkt.
2. Schließung der Landebahn 09/27
Die in Ost-West-Richtung verlaufende Hauptpiste 09/27 soll geschlossen werden.
3. Umsetzung durch die Stadt
Der Vertreter der Stadt in der Gesellschafterversammlung wird beauftragt und legitimiert,
alle notwendigen Schritte zur Umsetzung dieser Punkte einzuleiten – einschließlich des bereits am 3.9.2025 abgegebenen Votums.
4. Was bedeutet das für Föhr?
Die Empfehlungen stellen einen tiefgreifenden Einschnitt in den bisherigen Flugbetrieb dar.
Besonders die Aufgabe der Piste 09/27 würde:
- den Flugbetrieb einschränken,
- Wetterabhängigkeit erhöhen,
- den Inselverkehr potenziell beeinflussen
– und langfristig die grundlegende Ausrichtung des Flugplatzes verändern.
Wie die Stadtvertretung entscheidet, wird maßgeblich bestimmen, welchen Stellenwert der Flugplatz künftig für die Insel haben wird.
Warum viele Insulaner den Plänen skeptisch begegnen.
Rund um die geplanten Veränderungen am Flugplatz Wyk entsteht bei vielen Insulanern, Piloten und Beobachtern der Eindruck, dass die Entscheidungsprozesse nicht völlig transparent verlaufen. Verschiedene Faktoren tragen dazu bei: die späte öffentliche Bekanntmachung zentraler Pläne, personelle Interessenkonflikte sowie der wirtschaftliche Reiz des attraktiven Geländes in Strandnähe. Auch der Umgang mit Angeboten zur Unterstützung durch den Luftsportclub hinterlässt bei manchen das Gefühl, dass bestimmte Entwicklungen eher hingenommen als verhindert werden sollten. All das führt dazu, dass viele Menschen sich fragen, ob bei diesem Projekt tatsächlich alle Karten offen auf dem Tisch liegen.
1. Späte Kommunikation
Wesentliche Planungsdetails tauchten erst in internen Beschlussunterlagen auf – viele Betroffene erfuhren erst dadurch von den weitreichenden Umgestaltungen.
2. Doppelfunktion des Geschäftsführers
Dass der Leiter der Flugplatzbetriebsgesellschaft gleichzeitig Verwaltungschef einer beteiligten Behörde ist, schafft einen strukturellen Interessenkonflikt.
3. Wertvolles Gelände in Strandnähe
Die Fläche wäre für touristische Nutzung finanziell deutlich attraktiver als für den Flugbetrieb – das weckt Misstrauen, ob hier wirtschaftliche Interessen überwiegen.
4. Abgelehnte Unterstützung durch Piloten
Mehrfach angebotene Hilfe bei Instandhaltungsarbeiten wurde laut Pilotenschaft zurückgewiesen, was den Eindruck verstärkt, dass ein schlechter Zustand des Flugplatzes in Kauf genommen wurde.
5. Auswirkungen auf die Insel
Mehr Wohnmobile, zusätzliche Verkehrsbelastung und knappe Fährkapazitäten sorgen für Unmut – viele fürchten, dass die Inselstruktur ohne breite Diskussion verändert wird.
Weitere Informationen & Quellen
Die hier dargestellten Entwicklungen basieren u. a. auf Berichten und Recherchen des Magazins aerokurier, Fliegermagazin, Beschlussvorlagen.
Weitere Details, Hintergründe und Originaltexte findest du unter:
https://www.aerokurier.de/flugplatz-wyk-empfehlung-zur-schliessung-der-piste-09-27/
https://www.fliegermagazin.de/news/flugplatz-wyk-auf-foehr-wohnmobilplatz-statt-graspiste
https://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl15/drucks/2100/drucksache-15-2152.pdf

Stephan am 9. Dezember 2025 at 23:28
Es ist kaum zu glauben was man hier lesen muss.
Es ist ja beinah schon offensichtlich das hier Hinterzimmerpolitik betrieben wird um sich selber die Taschen vollzustopfen.
Jeder Stadtvertreter sollte sich morgen überlegen ob es so eine Sache unterstützt. Politik am Bürger vorbei, zum eigenen Vorteil.
Ganz schlecht
Wilhelm Regier am 9. Dezember 2025 at 23:18
So will die Stadt Wyk zum 100-jährigen mit dem Airport umgehen? Sag mal, warum wurden wir als Bevölkerung vor so einer Abstimmung nicht im Ansatz in Kenntnis gesetzt??? Das ist eine Frechheit und in meinen Augen undemokratisch hoch 10. Hinterzimmerpolitik.
Der Flugplatz Wyk auf Föhr ist zudem einer der ältesten in Schleswig – Holstein.
Eine Frage noch, wie hoch sind den die jährlichen Zuwedungen der Gesellschafter, die so einen Schritt legitimieren sollen?
Rhetorische Frage. Shame on you, Stadtvertreter !
Anke Riemann am 9. Dezember 2025 at 22:47
am späten Abend fallen wir hier fast vom Sofa das gibt es doch nicht