100 Jahre Flugplatz Föhr – Wird das Jubiläum zum Neustart?
Veröffentlicht von Pit am 11. Dezember 2025
Investoren-Gespräche machen Insulanern Hoffnung auf Rettung des Luft-Knotenpunkts.
Wyk auf Föhr steht vor einem besonderen Jahr: 2026 könnte der Flugplatz seinen 100. Geburtstag feiern. Lange sah es so aus, als würde ausgerechnet zum Jubiläum die Zukunft des Platzes massiv beschnitten werden: Verkleinerung, Stilllegung der Ost–West-Bahn 09/27, Herabstufung zum Sonderlandeplatz und neue touristische Nutzungen auf Teilen des Geländes.

Nach der jüngsten Stadtvertretersitzung überwiegt bei vielen aber erstmals seit Monaten der vorsichtige Optimismus: Es gibt Zeit, zwei interessierte Investoren steigen ein – und die Chance wächst, ein tragfähiges Konzept für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Flugplatzes zu entwickeln.
Neue Beschlussempfehlung – aus Pause wird Chance
In der Stadtvertretersitzung wurde der Tagesordnungspunkt 13, die Zukunft des Flugplatzes, vorgezogen und direkt im Anschluss an die Einwohnerfragestunde behandelt. Vor rund 50 Zuschauerinnen und Zuschauern, Föhrerinnen, Föhrern und Gästen vom Festland, erläuterte Bürgermeister Uli Hess, es habe „intensive Gespräche“ gegeben; ein Investor sei konkret im Gespräch, ein zweiter Interessent in Sicht.

Der Arbeitskreis Flugplatz tagte noch im Tagesverlauf und legte zur Versammlung eine neue Beschlussempfehlung vor: Die Angebote der Investoren und die Pläne der Wyker Flugplatz-Betriebsgesellschaft mbH sollen bis zum 30.06.2026 geprüft und bewertet werden. In dieser Zeitspanne soll ein Konzept entwickelt werden, das den Flugplatz erhält.
Die Stadtvertretung stimmte der neuen Beschlussempfehlung einstimmig zu.
Für viele Insulaner ist das mehr als nur ein „Stopp auf Zeit“: Zum ersten Mal steht nicht nur der Abbau im Vordergrund, sondern die ernsthafte Suche nach einem tragfähigen Zukunftsmodell.
„Wir haben jetzt eine echte Chance“
Dr. Andreas Müller, Sprecher der Bürgerinitiative „Flugplatz Wyk“, zeigt sich nach der Sitzung deutlich zuversichtlicher als noch vor einigen Wochen. Sein Tenor:
„Wir sind erleichtert, dass nicht übers Knie gebrochen wird. Mit zwei interessierten Investoren haben wir jetzt die Chance, gute und solide Konzepte für den Erhalt des Platzes zu entwickeln. Wenn Stadt, Flugplatzgesellschaft, Politik, Piloten und Bürger jetzt gemeinsam denken, kann aus dem 100. Geburtstag ein echter Neustart werden.“
Die Bürgerinitiative will in den kommenden Monaten aktiv dazu beitragen, Ideen einzubringen, Nutzerbedarfe sichtbar zu machen und dafür zu werben, dass Flugsicherheit, Luftrettung und Inselanbindung im Zentrum aller Planungen stehen.
„Kein Wohnmobilstellplatz“ – Und was kommt stattdessen?
Für Aufhorchen sorgte in der Sitzung auch eine Aussage von Till Müller (Die Grünen). Er betonte, es gebe keine Mehrheit in der Stadtvertretung für einen Wohnmobilstellplatz auf dem Flugplatzgelände; dies sei eher der Wunsch eines Gesellschafters der Flugplatzbetriebsgesellschaft.

Bei vielen Insulanern kam das als beruhigendes Signal an: Ein großer klassischer Wohnmobilstellplatz auf dem Flugplatz scheint aktuell vom Tisch. Gleichzeitig bleibt offen, welche alternativen Nutzungsideen im Raum stehen werden – etwa Tiny Houses, kleinteilige Übernachtungskonzepte oder andere touristische Ergänzungen.
Genau hier wünschen sich viele Föhrerinnen und Föhrer, dass frühzeitig transparent gemacht wird, welche Szenarien geprüft werden und wie sie sich mit den Zielen Flugsicherheit, Luftrettung und Erreichbarkeit vereinbaren lassen.
Insel-Zugang als Schlüsselthema: Fliegen und Fähre statt Entweder-Oder
Der Kern der Debatte hat sich in den letzten Tagen spürbar verschoben. Statt „Flugplatz oder touristische Nutzung?“ stellen viele Insulaner inzwischen eine andere Frage:
Wie sichern wir den Zugang zur Insel so zuverlässig wie möglich – für Gäste, für Einheimische, für Kranke und für den Alltag?
Der Flugplatz wird von vielen als zweites Standbein neben der Fähre gesehen. Gerade im Winter mit hohen Wasserständen oder technischen Ausfällen ist ein zusätzlicher Verkehrsweg ein Sicherheitsplus.
Sicherheit bei Westwind – Gutachten statt Bauchgefühl
Positiv wird auf der Insel aufgenommen, dass inzwischen offen darüber gesprochen wird, wie wichtig die zweite Bahn 09/27 für den Betrieb sein könnte. In den Unterlagen der Stadt ist festgehalten: In Wyk herrschen überwiegend Westwinde. Ohne die Ost–West-Bahn 09/27 ist die Nord–Süd-Bahn 02/20 bei bestimmten Ost- und Westwindlagen nicht sicher nutzbar.

Viele Bürgerinnen und Bürger setzen jetzt darauf, dass genau das professionell untersucht wird: mit einem unabhängigen flugbetrieblichen und sicherheitstechnischen Gutachten, das speziell die Wind- und Wetterverhältnisse auf Föhr berücksichtigt.
Die Hoffnung: Mit klaren Fakten zu Wind, Bahnkonfiguration und Betriebsgrenzen werden Entscheidungen möglich, die sowohl Sicherheit als auch Wirtschaftlichkeit im Blick haben – statt sich auf vage Annahmen zu stützen.
Investoren, W.D.R. & Co. – Transparenz schafft Vertrauen
Dass Investoren jetzt ausdrücklich ins Spiel kommen, wird auf der Insel unterschiedlich gesehen – aber längst nicht nur kritisch. Viele wissen: Ohne Investitionen wird es schwer, einen kleinen Insel-Flugplatz langfristig wirtschaftlich zu betreiben.
Damit aus Skepsis Vertrauen werden kann, wünschen sich Bürgerinitiative, Piloten und viele Einwohner vor allem eines: Transparenz darüber, welche Geschäftsmodelle geprüft werden; eine offene Kosten-Nutzen-Rechnung, klare Regeln, wie öffentliche Interessen und private Gewinne miteinander in Einklang gebracht werden sollen.
Auch die Rolle der Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.) soll nach Wunsch vieler offen besprochen werden: Sie ist Mitgesellschafterin des Flugplatzes, betreibt den Hafen und den Fährverkehr und profitiert von Reise- und Verkehrsströmen. Viele glauben: Wenn mögliche Interessenkonflikte offen benannt und sauber geregelt werden, wäre das ein starkes Signal für eine faire, zukunftsfähige Lösung.

Was viele Wyker jetzt positiv sehen – und wo sie mitreden wollen
Unterm Strich zeichnet sich nach der Sitzung ein gemischtes, aber deutlich hoffnungsvolleres Bild ab:
Positiv:
Der Flugplatz ist nicht „über Nacht“ beschnitten worden.
Es gibt zwei Investoren, die Konzepte für einen Erhalt entwickeln wollen.
Die Stadtvertretung hat sich einstimmig auf einen Prüf- und Entwicklungszeitraum bis Mitte 2026 verständigt.
Politische Stimmen wie die von Till Müller machen klar, dass ein großer Wohnmobilplatz auf dem Flugplatz derzeit keine Mehrheit hat.
Offen – und jetzt die Chance:
Sicherheits- und Flugbetriebsgutachten zur Rolle der Bahn 09/27.
Transparente, öffentliche Diskussion der Investorenmodelle.
Eine breite Bürgerbeteiligung, zum Beispiel in Form einer Einwohnerversammlung im Jubiläumsjahr.
Viele Föhrerinnen und Föhrer sehen genau darin jetzt eine Chance:
2026 könnte nicht zum Jahr werden, in dem der Flugplatz leise zurückgebaut wird,
sondern zum Jahr, in dem Föhr gemeinsam entscheidet, wie sein Luft-Knotenpunkt in die nächsten 20, 30 Jahre geführt werden soll.
Wenn Stadt, Investoren, Flugplatzgesellschaft, Bürgerinitiative, Piloten und Bevölkerung an einem Strang ziehen, könnte aus einer Krise ein Projekt werden, das der Insel langfristig nützt: ein sicherer, gut angebundener, wirtschaftlich tragfähiger Flugplatz – als Ergänzung zur Fähre und als starke Visitenkarte einer modernen Nordseeinsel.
Fotos: Stefan Gaul u. Jürgen Spittler

Wilhelm Regier am 11. Dezember 2025 at 23:45
Jetzt liegt alles an den Investoren ! Aber 2 Anliegen:
1. Transparenz
2. Gebt den Investoren eine Chance, liebe Stadtspitze. Vergrault sie nicht mit Eurem Desinteresse..
(und mit Euren feuchten Träumen bzgl. Tiny Houses auf der Landebahn……… Der Witz, mit wahrem Kern, sei mir gestattet)
Inselkind am 11. Dezember 2025 at 23:13
Ihr seit ja fix mit der Berichterstattung haben auch gespannt drauf gewartet. Das sind doch gute Nachrichten für Föhr jetzt mit den Investoren einig werden und ein schönes Jubiläum feiern. Stefan und dein Team ihr macht einen ganz tollen Job für alle Insulaner und Inselbegeisterte 🙂 Dankeschön