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Myxomatose bei Feldhasen auch in Nordfriesland angekommen

Veröffentlicht von am 6. Oktober 2025

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Myxomatose: Neue Bedrohung für Feldhasen erreicht inzwischen Nordfriesland.

Dieser Beitrag wird euch präsentiert von Irabo Media – wir machen Medien lebendig.

In den letzten Tagen wurden aus dem Bereich Südtondern im Kreis Nordfriesland rund 60 verendete Hasen dokumentiert – mutmaßlich infolge der Myxomatose. Das Veterinäramt bestätigt, dass die tödliche Viruserkrankung nun auch in Nordfriesland angekommen ist. Seit August 2024 ist bekannt, dass sich die Krankheit zunehmend bei Feldhasen ausbreitet – eine Entwicklung, die Experten mit Sorge beobachten.

Eine Krankheit mit tödlichem Verlauf

Die Myxomatose ist eine hochansteckende Virusinfektion, die zur Familie der Pockenviren (Poxviridae) gehört. Sie führt zu schweren Schwellungen im Gesichtsbereich, eitrigen Augenentzündungen, Atemnot und Apathie. Charakteristisch ist der Verlust des Fluchtverhaltens – betroffene Tiere wirken teilnahmslos und lassen sich häufig widerstandslos aufnehmen.
In etwa 80 Prozent der Fälle endet die Krankheit tödlich. Nur wenige Tiere überleben, und selbst dann meist mit bleibenden Schäden.

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Das Virus wird hauptsächlich durch Stechmücken, Flöhe und andere Insekten übertragen, kann aber auch über direkten Tierkontakt oder kontaminierte Gegenstände wie Futter, Kleidung oder Schuhwerk verbreitet werden. Für Menschen und andere Säugetiere ist das Virus hingegen ungefährlich.

Von der Schädlingsbekämpfung zum ökologischen Risiko

Ursprünglich stammt das Myxomavirus aus Südamerika, wo es bei dort heimischen Wildkaninchen (Sylvilagus-Arten) vorkommt, ohne schwere Krankheitsverläufe zu verursachen. In den 1950er-Jahren wurde es bewusst nach Europa eingeführt – zunächst nach Frankreich, später auch nach Großbritannien, um die damals explodierenden Kaninchenpopulationen zu kontrollieren.
Das Virus zeigte eine verheerende Wirkung: Innerhalb weniger Jahre dezimierte es vielerorts bis zu 99 Prozent der Wildkaninchenbestände. In der Folge breitete sich die Krankheit auch in andere Länder Europas aus – darunter Deutschland, wo sie seit den 1950er-Jahren regelmäßig bei Wild- und Hauskaninchen auftritt.

Lange Zeit galten Feldhasen (Lepus europaeus) als weitgehend unempfindlich gegenüber der Myxomatose. Das änderte sich mit dem Auftreten einer neuen Virusvariante: ha-MYXV (für hare-adapted Myxoma Virus). Diese Variante wurde erstmals 2018 auf der Iberischen Halbinsel bei Hasen nachgewiesen, 2020 auch beim Europäischen Feldhasen und schließlich 2024 in mehreren Regionen Deutschlands.

Diese Mutante besitzt ein erweitertes Wirtsspektrum und kann nun auch Feldhasen infizieren – mit dramatischen Folgen für die ohnehin rückläufigen Hasenbestände.

Ausbreitung in Schleswig-Holstein und Nordfriesland

Seit einigen Wochen melden Jägerschaften und Veterinärämter in Schleswig-Holstein zunehmend Fälle erkrankter oder verendeter Hasen. Besonders betroffen sind der südliche Landesteil und inzwischen auch der Kreis Nordfriesland.
„Wir müssen davon ausgehen, dass sich das Virus bereits flächendeckend in Nordfriesland verbreitet hat“, so ein Sprecher des Veterinäramts. Eine genaue Schätzung der Zahl betroffener Tiere sei aufgrund der fehlenden Meldepflicht derzeit nicht möglich.

Das Landwirtschaftsministerium in Kiel empfiehlt, in betroffenen Gebieten auf Treibjagden und Hundearbeit zu verzichten. Hunde sollten zudem in der Feldmark unbedingt angeleint werden, um erkrankte oder geschwächte Tiere nicht zusätzlich zu stressen.

Verhaltensempfehlungen für Bürgerinnen und Bürger

Tote oder offensichtlich kranke Feldhasen sollten nicht angefasst oder bewegt werden. Eine Meldung an das Veterinäramt oder den örtlichen Jagdausübungsberechtigten kann hilfreich sein, ist jedoch rechtlich nicht vorgeschrieben.
Wer in der Feldmark unterwegs ist, sollte seine Schuhe und Kleidung reinigen, um eine ungewollte Verschleppung des Virus zu vermeiden.

Ungewisse Zukunft für den Feldhasen

Wie sich die neue Virusvariante langfristig auf die Feldhasenpopulation in Nordfriesland auswirken wird, ist derzeit unklar. Fachleute des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) beobachten die Situation mit Sorge.
„Die Feldhasen stehen ohnehin unter Druck – Lebensraumverlust, intensive Landwirtschaft und Straßenverkehr setzen ihnen zu. Eine zusätzliche Virusinfektion dieser Art kann regional ganze Populationen zum Einbruch bringen“, heißt es vom FLI.

Forschungseinrichtungen untersuchen derzeit, ob Feldhasen mit der Zeit partielle Immunitäten entwickeln können – ähnlich wie es bei Wildkaninchen nach Jahrzehnten wiederholt beobachtet wurde.

Bis dahin gilt: Jede Beobachtung zählt. Denn nur durch ein genaues Bild der Verbreitung lässt sich abschätzen, wie groß die Bedrohung für Nordfrieslands Hasen tatsächlich ist.

Kann Myxomatose auf andere Tiere überspringen?

Kurz gesagt: Nein. Das Myxomavirus ist streng wirtsspezifisch und befällt ausschließlich Tiere aus der Familie der Hasenartigen (Leporidae) – also Kaninchen und Feldhasen.

Wer ist betroffen?

  • Ursprünglich: Südamerikanische Wildkaninchen
  • In Europa: Wild- und Hauskaninchen
  • Seit 2018/2020: auch Feldhasen, durch eine neue Virusvariante (ha-MYXV)

Keine Gefahr für andere Tiere oder Menschen

  • Hunde, Katzen, Nutztiere, Vögel und Menschen können sich nicht anstecken.
  • Das Virus kann sich nur in Zellen von Hasenartigen vermehren.
  • Eine Übertragung auf Menschen wurde weltweit nie beobachtet.

Übertragung trotzdem möglich – aber nur indirekt

  • Stechmücken, Flöhe und andere Insekten können das Virus mechanisch übertragen, ohne selbst infiziert zu sein.
  • Auch kontaminiertes Schuhwerk oder Futter kann kurzfristig zur Weitergabe beitragen.

Hygiene-Tipp

Nach Kontakt mit toten oder kranken Hasen:

  • Hände gründlich waschen
  • Schuhe und Kleidung reinigen
  • Hunde in betroffenen Gebieten anleinen

Zusammenfassend: Myxomatose ist für Menschen und andere Tiere völlig ungefährlich, aber für Feldhasen und Kaninchen lebensbedrohlich.

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